Allgemeine Informationen zur Operation des Akustikusneurinoms

Durch die Operation soll das Akustikusneurinom möglichst vollständig entfernt werden. Dies wird häufig empfohlen, wenn der Tumor einen Durchmesser von mehr als 3 cm hat. Für Personen mit Vorerkrankungen oder einem hohen Lebensalter kann diese Therapie-Option hingegen weniger geeignet sein. Aufgrund der Seltenheit des Tumors, sollte die Operation von erfahrenen Chirurginnen oder Chirurgen durchgeführt werden.

Was ist das Ziel einer Akustikusneurinom-Operation?

Die operative Entfernung des Akustikusneurinoms zielt auf die (möglichst) vollständige Entfernung des Tumors. In den meisten Fällen lässt sich das Akustikusneurinom operativ restlos entfernen. Hierbei spricht man von einer Komplettresektion.

Manchmal werden jedoch bewusst kleine Reste des Tumors belassen, um andere umgebende Strukturen, insbesondere Hirnstamm, Kleinhirn und Fazialisnerv, zu schonen. Ein Resttumor kann aber wieder wachsen. Durch regelmässige MRT-Kontrollen soll überwacht werden, ob sich ein Rezidiv, also ein wiederauftretender Tumor, bildet.

Wer operiert ein Akustikusneurinom?

Da das Akustikusneurinom Hirnnerven bedrängt und in der Regel im knöchernen Gehörgang zu wachsen beginnt, fällt die operative Entfernung in die Kompetenz der Neurochirurgen und HNO-Chirurgen. Die Akustikusneurinom-Operation wird sowohl von diesen allein als auch in Gemeinschaftsarbeit durchgeführt.

Um Nervenschädigungen während der Operation zu vermeiden, findet ein sogenanntes intraoperatives Monitoring statt. Dabei wird die Funktion der Hirnnerven im Operationsfeld permanent überwacht.

Für wen ist eine Akustikusneurinom-Operation geeignet?

Bei der Frage, ob ein Akustikusneurinom operiert werden sollte, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wie im Kapitel Therapie & Behandlung beschrieben, sind Grösse und Lage des Tumors wichtige Kriterien. Grundsätzlich können Vestibularisschwannome aller Grössen operiert werden. Häufig wird eine Operation aber empfohlen, wenn das Akustikusneurinom einen Durchmesser von mehr als 3 cm hat.

Ein weiterer Faktor ist das Alter. Bei jüngeren Patientinnen und Patienten wird eine Operation häufiger vorgezogen. In der Medizin sind das generell Personen unter 65 Jahren. Das hat erstens damit zu tun, dass man dadurch effektiv eine „Heilung“ (= komplette Tumorentfernung) erreichen kann, was mit den anderen Therapiemöglichkeiten grundsätzlich nicht möglich ist. Zweitens sind Operationskomplikationen bei unter 65-Jährigen weniger wahrscheinlich.
Für Patientinnen und Patienten mit kleineren Tumoren und schweren Schwindelsymptomen kann die Operation ebenfalls eine gute Therapie-Option darstellen. Denn Tinnitus sowie Schwindel- und Gleichgewichtssymptome, die vor der Operation bestanden, können sich durch die Entfernung des Tumors verbessern oder rückbilden. Die Durchtrennung des Gleichgewichtsnervs bei der Operation sorgt zwar oft für postoperativen Schwindel – dieser ist in der Regel aber nur vorübergehend.

Welche Gründe sprechen gegen eine Akustikusneurinom-Operation?

Für Patientinnen und Patienten mit schweren und/oder mehreren Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Lungenerkrankungen oder Herzerkrankungen, kann eine Akustikusneurinom-Operation hingegen zu risikoreich sein. In gewissen Fällen sollte daher die schonendere Variante der Bestrahlung oder die aktive Überwachung in Betracht gezogen werden.

Dasselbe gilt für ältere Patientinnen und Patienten, also Personen über 65 Jahren. Bei ihnen kommt hinzu, dass eine Operation bis zum Lebensende wahrscheinlich nicht notwendig wird, wenn der Tumor nur langsam oder gar nicht mehr wächst. Man kann sozusagen «auf Zeit spielen».

Gründe für eine OperationGründe gegen eine Operation
Akustikusneurinom hat einen Durchmesser von mehr als 3 cmSchwere und/oder mehrere Vorerkrankungen
Alter unter 65 JahrenAlter über 65 Jahren
Komplette Tumorentfernung möglichWeitere persönliche Gründe
Schwere Schwindelsymptome und Gleichgewichtsstörungen

Welche Komplikationen sind bei einer Akustikusneurinom-Operation möglich?

Über die ungewollten Operationsfolgen eines Akustikusneurinoms gibt es eine Vielzahl von Studien. Die Statistiken sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, auch weil sie nicht wirklich zwischen individuellen Ausgangszuständen unterscheiden können. Trotzdem ermöglichen sie eine Vorstellung davon, mit welcher Wahrscheinlichkeit gewisse Komplikationen eintreten. So geht aus einer grossen Studie hervor, dass die Mortalitätsrate bei einer Akustikusneurinom-Operation 0,5 % beträgt. Weitere mögliche Komplikationen sind Abnahme des Hörvermögens, Lähmungen des Gesichtsnervs, Austreten von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit oder Hirnhautentzündungen. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel Komplikationen und Nachsorge.

Was gilt es bei einer Akustikusneurinom-Operation zu beachten?

Aufgrund der Seltenheit des Tumors sollte die Operation in einem Zentrum mit erfahrenen Chirurginnen und Chirurgen durchgeführt werden. Dort sollte man sich über seine individuellen Chancen und Risiken aufklären lassen. Wenn Unsicherheiten oder Zweifel bestehen, empfiehlt es sich, eine Zweitmeinung in einem anderen Zentrum einzuholen und/oder sich von unabhängigen Patientenorganisationen beraten zu lassen. Auch das Forum Akustikusneurinom kann hierbei eine gute Hilfe sein.

Quellenverzeichnis

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Goldbrunner R, Weller M, Regis J, et al. EANO guideline on the diagnosis and treatment of vestibular schwannoma. Neuro Oncol. 2020;22(1):31-45.

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Sylvester MJ, Shastri DN, Patel VM, et al. Outcomes of Vestibular Schwannoma Surgery among the Elderly. Otolaryngol Head Neck Surg. 2017;156(1):166-172.

Voruntersuchungen

Wissenswertes zu den Vorunter­suchun­gen vor einer Akustikusneurinom-Operation

Komplikationen und Nachsorge

Mögliche Komplikationen und Nach­sorge bei einer Akustikus­neurinom-Operation

Ablauf

Informationen zu Ablauf, Zugangs­wegen und intra­operativem Neuro­monitoring

Operationsvideos

Beispiele von Akustikus­neurinom-Operationen

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