Bei der fraktionierten stereotaktischen Bestrahlung oder Radiotherapie (FSRT) wird die Gesamtdosis, mit welcher das Akustikusneurinom bestrahlt werden soll, in kleinere Dosen aufgeteilt und in mehreren Sitzungen verabreicht. Die Behandlung wird ambulant durchgeführt, wobei ein sogenannter Linearbeschleuniger zum Einsatz kommt.
Mit der Fraktionierung ist die Aufteilung der Gesamtdosis (z.B. 55Gy) in geringe Einzeldosen (z.B. 2 Gy) gemeint. Dadurch können sich die Zellen des gesunden Gewebes zwischen den einzelnen Sitzungen erholen. Die Tumorzellen hingegen, brauchen dafür länger. Sie sind bei der nächsten Bestrahlung stärker geschädigt als die gesunden Zellen, wodurch sie strahlensensibler reagieren. Mit anderen Worten: Die Strahlung wirkt durch die Fraktionierung stärker auf das Tumorgewebe als auf gesundes Gewebe.
Die fraktionierte Radiotherapie wird mit einem Linearbeschleuniger durchgeführt. Dieses Gerät erzeugt hochenergetische Strahlung, welche gezielt auf den Tumor gerichtet wird.
Jede Patientin und jeder Patient erhält eine individuelle Therapie. Zunächst werden die Zielpunkte für die Bestrahlung und die erforderliche Strahlendosis genau festgelegt. Dabei liefern Computertomographien (CT) und Magnetresonanztomographien (MRT) die Basisinformationen.
Anhand von Grösse, Form und Lage des Tumors werden die Strahlendosen berechnet, um eine möglichst wirkungsvolle Dosis am Tumorgewebe, aber eine minimale Dosis am gesunden Umgebungsgewebe zu erzielen.
Zur Planungsphase gehört auch die Simulation einer Bestrahlung. Es handelt sich um eine einmalige, aber etwas längere Sitzung, in der noch keine Bestrahlung erfolgt. Die Patientin oder der Patient befindet sich in einem „Simulationsraum“, welcher dem eigentlichen „Therapieraum“ ähnlich ist. Dort befindet sich jedoch kein Linearbeschleuniger, sondern typischerweise ein CT zur Bildgebung.
Um eine optimale Position für die Bestrahlung zu eruieren, werden individuelle Lagerungshilfen wie Kissen, Kopfstützen, Kniestützen und Kunststoffmasken angefertigt. Denn die Patientin oder der Patient soll während der Bestrahlung bequem liegen und sich nicht bewegen. Manchmal werden auch Hautstellen markiert (temporäre oder permanente Markierungen), damit man in den folgenden Bestrahlungssitzungen die „richtige“ Position schnell wieder findet. Während die Patientin oder der Patient in der korrekten Position ist, erfolgt nochmals eine Bildgebung (CT) zur Planung.
Die folgenden Bestrahlungs-Sitzungen sind kürzer als die Simulation, da die korrekte Position bereits ermittelt wurde und keine Bildgebung mehr erfolgen muss. Trotz der kurzen Bestrahlungsdauer ist dennoch eine absolute Ruhigstellung des Körpers, bzw. der zu bestrahlenden Körperregionen anzustreben. Dazu dienen die individuellen Lagerungshilfen, welche während der Simulation angefertigt wurden. Das Anlegen der Gesichtsmaske kann anfangs etwas unangenehm sein, man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Die Bestrahlung selbst ist nicht schmerzhaft.
Üblicherweise wird 5 Mal in der Woche bestrahlt, an den Wochenenden und Feiertagen erfolgt keine Behandlung. Die tägliche Bestrahlung mit einer Strahlendosis von 1,8 bis 2 Gy dauert in der Regel unter einer Minute. Insgesamt verbringt die Patientin oder der Patient durchschnittlich 10-20 Minuten im Bestrahlungsraum (Maske anlegen und positionieren, bestrahlen, Maske ablegen).
Die Bestrahlung erfolgt an mindestens 5 und bis zu 35 Behandlungstagen. Damit wird eine maximale Gesamtdosis von 54-57.6 Gy erreicht.
Durch die Aufteilung der Gesamtdosis in geringe Einzeldosen ist die Belastung für Patientinnen oder Patienten aus medizinischer Sicht geringer. Zwischen den Bestrahlungen sind sie meistens belastungs-, bzw. arbeitsfähig. Allerdings zeigen Studien, dass die Nebenwirkungen nicht zwingend niedriger sind als bei der Radiochirurgie, wo nur einmal bestrahlt wird (siehe Gamma-Knife, Cyber-Knife, ZAP-X Therapie).
Und in der Praxis kann die wochenlange Behandlung durchaus stressig und belastend sein – nur schon aus organisatorischen Gründen. Zum Beispiel wenn Patientinnen und Patienten mitten im Berufsleben stehen und für jeden Tag eine gewisse Zeit abwesend sein müssen. Je nach Wohn- oder Arbeitsort kann auch die Anreise viel Zeit und Geld kosten.
Bei der Tomo-Therapie handelt sich um eine gerätetechnische Kombination von Bildgebung (CT) und Bestrahlung (vorwiegend fraktionierte Strahlentherapie). Man spricht auch von einer «bildgeführten Strahlentherapie».
Die Tomo-Therapie soll die folgenden Vorteile haben:
Wer eine Bestrahlung in Erwägung zieht, sollte sich auf den Webseiten der Kliniken erkundigen und im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt danach fragen.
In Deutschland bieten gemäss unserer Recherche folgende Spitäler/Institutionen die Bestrahlung TomoTherapie an:
Sozialstiftung Klinikum, Bamberg
Charité Universitätsmedizin, Berlin
DTZ Diagnostisch Therapeutisches Zentrum, Berlin
Helios Klinikum Berlin-Buch, Berlin
Universitätsklinikum, Bonn
Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie, Böblingen
Strahlentherapie Sana-Klinikum, Duisburg
Universitätsklinikum, Essen
Universitätsklinikum, Freiburg
Martini-Klinik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
Universitätsklinikum, Heidelberg
Universitätsklinikum, Jena
Klinikum, Konstanz
Universitätsklinik für Strahlentherapie, Magdeburg
Universitätsklinikum der Technischen Universität München (TUM), München
Universitätsklinikum, Münster
In der Schweiz bieten gemäss unserer Recherche folgende Spitäler/Institutionen die Bestrahlung TomoTherapie an:
HFR Freiburg – Kantonsspital, Freiburg
Clinique Générale-Beaulieu, Genf
Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV), Lausanne
Spital Wallis, Sitten
Kantonsspital, St. Gallen
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